Rio: Ein glücklicher Rückzugsort für Kinder
Text: Katharina Nickoleit, Fotos: Christian Nusch
Wer langfristig Gewalt vorbeugen und ein friedliches Miteinander fördern möchte, muss damit bei den Kleinsten anfangen – so wie der Kindernothilfepartner Promundo in Rio de Janeiro in einer Kita.
Im großen Mehrzweckraum der Kindertagesstätte Cantinho Feliz de Santa Teresa haben die beiden Sozialarbeiterinnen Body-Maps (Schattenrisse von Menschen) ausgelegt. Drum herum sitzt eine muntere Schar von Vorschulkindern mit grünen, gelben und roten Punkten in der Hand. Ihre Aufgabe: zu zeigen, wo andere Menschen sie anfassen dürfen und wo nicht. "Wir wollen die Kinder für das Thema sexueller Missbrauch sensibilisieren", sagt Viviane Silva, die das Projekt leitet. Zufrieden sieht sie zu, wie die Kleinen grüne Punkte auf die Hände und Füße und rote auf den Genitalbereich legen. "Sie wissen schon eine ganze Menge", freut sie sich.
Die Kita und die Favela – hier prallen zwei Welten aufeinander
„Cantinho Feliz“ bedeutet „Glückseliger Rückzugsort“. Der Name ist Programm. Santa Teresa ist mit seinen alten Jugendstilhäusern eigentlich ein hübscher Stadtteil von Rio, doch wie fast überall in der Stadt ist die nächste Favela nicht weit. Es sind zwei Welten, die da aufeinanderprallen, getrennt durch Stacheldraht und mit Glasscherben gespickte Mauern. Hinter den meterhohen Zäunen der Kindertagesstätte wird gesungen und gelacht, gelernt und gut gegessen. Wenn die oft alleinerziehenden Mütter der Favelas arbeiten gehen, können sie ihre Kinder für ein paar Stunden an diesen glücklichen Ort bringen und müssen die Kleinen nicht den ganzen Tag in den von Kriminalität und Gewalt geprägten Vierteln sich selbst überlassen. Finanziert wird die Einrichtung von verschiedenen Hilfsorganisationen aus aller Welt. Der Kindernothilfepartner Promundo ist in dem Projekt für die Gewaltprävention zuständig.