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Äthiopien: Israel Esayas Datanbo – vom Patenkind zum Richter 

Text: Gunhild Aiyub, Bilder: privat

Israel Esayas Datanbo wohnte acht Jahre lang im Gidole-Hostel, das über das Patenschaftsprogramm der Kindernothilfe unterstützt wurde. Er blieb mit seiner Patin in Kontakt, bis er sein Jura-Studium abgeschlossen hatte. Heute arbeitet er als Richter in einer Landesregierung. Kürzlich konnte er über die Kindernothilfe seine frühere Patin wiederfinden.

Israels Esayas Datanbos Vater hatte eine so schwere Behinderung, dass er nicht arbeiten und Geld für die Familie verdienen konnte. Seine Mutter war Hausfrau und hatte auch kein Einkommen. Ohne Geld gab es für seine älteren Geschwister keine Möglichkeit zu studieren.

Eine Patenschaft verändert alles

Der junge Israel war der Erste in der Familie, der im Jahr 2000 diese Chance bekam. Die Kindernothilfe fand eine Patin für ihn, Elfriede Hellmuth. Sie war durch ihre berufliche Tätigkeit als Sekretärin im Evang.-Luth. Dekanat Leutershausen auf die Organisation aufmerksam geworden. „Wir bekamen regelmäßig das Magazin. Ich habe es immer interessiert gelesen und fand die Arbeit der Kindernothilfe sehr gut.“ Zudem war es ihr wichtig, dass die Organisation, die sie unterstützt, christlich ist und Glaubensinhalte vermittelt.

Der Patin lagen besonders Kinder in afrikanischen Ländern am Herzen und Projekte, in denen Bildung vermittelt wird. Deshalb übernahm sie die Patenschaft für Israel. Dank ihrer Unterstützung konnte der Junge im Gidole-Hostel unterkommen - von hier aus besuchte er gemeinsam mit vielen anderen Kindern in diesem Wohnheim die Schule, er bekam regelmäßige Mahlzeiten, Kleidung, medizinische Versorgung. Der Patenschaftsbetrag deckte alles ab, was Israel zum Leben brauchte.

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Ein äthiopischer Junge steht vor einer bewachsenen Mauer (Quelle: privat)
Israel Esayas Datanbo als Junge im Kindernothilfe-Hostel in Gidole (Quelle: privat)
Ein äthiopischer Junge steht vor einer bewachsenen Mauer (Quelle: privat)
Israel Esayas Datanbo als Junge im Kindernothilfe-Hostel in Gidole (Quelle: privat)

Die Briefe waren lange immer unterwegs


„Israel war mein einziges Patenkind mit Briefkontakt. Mich interessierte, wie er lebte, wie es ihm in der Schule ging.“ Patin und Patenkind tauschten sich aus über ihre Familien, über ihre Länder, darüber, wie beispielsweise bei ihnen Weihnachten gefeiert wird. Israel erzählte von der Schule, vom Leben im Hostel und wie das Wetter gerade war. Die Briefe waren immer sehr lange unterwegs, aber beide Seiten freuten sich über die Post aus dem fernen Land.
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Porträtfoto von Israel Esayas (Quelle: privat)
Israel Esayas Datanbo heute (Quelle: privat)
Porträtfoto von Israel Esayas (Quelle: privat)
Israel Esayas Datanbo heute (Quelle: privat)
„Dank der Unterstützung konnte ich mein Studium bis zum fünften Studienjahr fortsetzen“, berichtet Israel Esayas Datanbo „Im Jahr 2013 mache ich meinen Bachelor in Jura an der Wollega-Universität. Im Juni 2023 erwarb ich an der äthiopischen Universität für den öffentlichen Dienst einen Master-Abschluss Vergleichende Verfassung und öffentliches Recht. Derzeit arbeite ich als Richter in Südäthiopien, um meine Familie zu unterstützen.“ Seine Unterstützung ist auch dringend erforderlich, denn während des Bürgerkriegs wurde seine Familie zweimal obdachlos, weil ihr Haus abbrannte.
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Elfriede Hellmuth - eine Frau sitzt lachend im Gras (Quelle: privat)
Israel Esayas frühere Patin Elfriede Hellmuth (Quelle: privat)
Elfriede Hellmuth - eine Frau sitzt lachend im Gras (Quelle: privat)
Israel Esayas frühere Patin Elfriede Hellmuth (Quelle: privat)

Eine stolze Patin

Die Freude war auf beiden Seiten sehr groß, als über die Kindernothilfe der Kontakt erneut hergestellt werden konnte - dieses Mal ganz unkompliziert per Mail. „Ich bin sehr stolz auf mein Patenkind“, teilte Elfriede Hellmuth uns mit. „Das war mein Bestreben, dass er in seinem Land gut leben und arbeiten kann.“ Inzwischen ist sie im Ruhestand, unterstützt die Kindernothilfe aber auch weiterhin. „Nicht mehr mit Briefkontakt, denn die Post aus Äthiopien hat immer eine Freundin übersetzt. Ich versuche aber, mein Englisch in Kursen aufzubessern.“ Mit den verbesserten Englischkenntnissen und der Möglichkeit, sich mal eben per Mail auszutauschen, steht einem regen Austausch zwischen Deutschland und Äthiopien nichts mehr im Wege!
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Über die Autorin

Gunhild Aiyub (Quelle: Jakob Studnar)
Gunhild Aiyub ist seit 1986 Redakteurin bei der Kindernothilfe und zuständig für die Kindermedien, den Jahresbericht und das Kindernothilfe-Magazin. 
    

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