Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

Monika Merkel-Neumann: Mit 70 immer noch volle Kraft voraus

Text: Gunhild Aiyub Bilder: privat

Im Alter könnte man mit Fug und Recht ein paar Gänge runterschalten. „Schonend behandeln, ab jetzt gilt Tempo 70“, lautet ein Spruch für 70-Jährige im Netz. Das mag für manche gelten, aber nicht für Monika Merkel-Neumann. Würdigung einer Frau, der das soziale Engagement im Blut liegt.  

Die langjährige Sprecherin des Arbeitskreises Köln hat 2024 ihren 70. Geburtstag gefeiert –- und auch da ging es natürlich um die Kindernothilfe. Spenden statt Geschenke, die Eingeladenen gaben gerne und reichlich, und am Ende waren 1.410 Euro in der Spendenbox.

Angefangen hatte alles in den Neunzigerjahren in ihrer Kirchengemeinde – dort gab es den ersten Kontakt zur Kindernothilfe. 25 Jahre lang war die Kölnerin Presbyterin. Sie hat zum Beispiel erreicht, dass seit vielen Jahren jeden 5. Sonntag im Monat die Kollekte für uns bestimmt ist.

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Shary Reeves mit Kindern, auch von der Willy-Brandt-Gesamtschule, bei einer Action!Kidz-Aktion vor dem Kölner Dom (Quelle: Christian Herrmanny)
Action!Kidz – auch von der Willy-Brandt-Gesamtschule – am Welttag gegen ausbeuterische Kinderarbeit 2016 bei einer Aktion vor dem Kölner Dom. Mit dabei: Kindernothilfe-Botschafterin Shary Reeves. (Quelle: Christian Herrmanny)
Shary Reeves mit Kindern, auch von der Willy-Brandt-Gesamtschule, bei einer Action!Kidz-Aktion vor dem Kölner Dom (Quelle: Christian Herrmanny)
Action!Kidz – auch von der Willy-Brandt-Gesamtschule – am Welttag gegen ausbeuterische Kinderarbeit 2016 bei einer Aktion vor dem Kölner Dom. Mit dabei: Kindernothilfe-Botschafterin Shary Reeves. (Quelle: Christian Herrmanny)

 Engagement in der Schule


Als Lehrerin für Deutsch und evangelische Religion an der Willy-Brandt-Gesamtschule war es für Monika Merkel-Neumann selbstverständlich, mit ihren Klassen sozial aktiv zu werden. „Ich fand, dass die Schule mit dem Namen Willy Brandt einen Auftrag hatte, sich im Bereich des Nord-Süd-Dialogs zu engagieren“, erklärt sie. „Was lag da näher, als die Kinderrechte in den Mittelpunkt zu stellen!“ Mit ihrer Klasse, die sie vom 5. bis zum 10. Schuljahr begleitete, förderte sie ein Patenkind. Zum 25-jährigen Jubiläum der Schule im Jahr 2000 organisierte sie einen Spendenlauf für die Kindernothilfe – mit dem unfassbaren Ergebnis von 29.200 DM! Der zweite Lauf 2005 war dann noch grandioser: Er brachte 20.000 Euro ein! Diese Erfolge stachelten ihren Mann an, an seiner Schule im selben Jahr ebenfalls ein solches sportliches Benefizereignis zu organisieren und 2008 direkt noch einmal – und auch mit großem Erfolg!

Weiteres Engagement mit Monika Merkel-Neumanns Klassen folgte – sei es die Teilnahme an einer Kindernothilfe-Veranstaltung beim Kirchentag in Frankfurt oder eine E-Mail-Partnerschaft mit Jugendlichen aus einem Kindernothilfe-Projekt in Kenia. Damit und einem Waldlehrpfad gewann die Projektgruppe ihrer Schule übrigens den 3. Preis beim Schulwettbewerb „bee part of the solution – Join the Arabuko Project“, den die Kindernothilfe zusammen mit dem NABU ausgerufen hatte. Die bekannte Kindernothilfe-Botschafterin Shary Reeves überreichte damals die Preise.

Als die Kölnerin die Schule wechselte, nahm sie die Kindernothilfe mit: An der Max-Ernst-Gesamtschule beteiligte sie sich mit verschiedenen Klassen an unserer Action!Kidz-Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit.
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Dr. Norbert Blüm und Vera Int-Veen bei einer Lesung vor Kölner Schulkindern; mit Monika Merkel-Neumann (Quelle: Christian Herrmanny)
Monika Merkel-Neumann (4. v. l.) organisierte eine Kindernothilfe-Lesung mit Dr. Norbert Blüm und Vera Int-Veen vor Kindern ihrer Schule (Quelle: Christian Herrmanny)
Dr. Norbert Blüm und Vera Int-Veen bei einer Lesung vor Kölner Schulkindern; mit Monika Merkel-Neumann (Quelle: Christian Herrmanny)
Monika Merkel-Neumann (4. v. l.) organisierte eine Kindernothilfe-Lesung mit Dr. Norbert Blüm und Vera Int-Veen vor Kindern ihrer Schule (Quelle: Christian Herrmanny)

Warum eigentlich die Kindernothilfe?


Was überzeugte Monika Merkel-Neumann all die Jahre an unserer Arbeit? Die Antworten kommen wie aus der Pistole geschossen: „Weil es in dieser Arbeit um konkrete Projekte mit Breitenwirkung geht und diese immer von lokalen Organisationen durchgeführt werden.“ Stimmt, die Kindernothilfe schickt keine Mitarbeitenden aus Deutschland in die Projektländer, sondern arbeitet mit einheimischen NGOs zusammen. Die sind seit Jahren vor Ort aktiv. Sie kennen die Probleme und wissen am besten, wie man die Menschen stärkt, dass sie sie sich selbst helfen können.

Sprechen noch mehr Argumente für die Kindernothilfe? „Ja, der Beteiligungscharakter der Projekte.“ Genau das ist einer der Schwerpunkte unserer Arbeit: Kinder, Jugendliche und Eltern werden nach ihrer Meinung zu der Projektentwicklung und -durchführung gefragt und können sich mit ihren Ideen einbringen. „Fokussierung auf Kinderrechte in mannigfachen Bereichen“, fährt Monika Merkel-Neumann fort, „und die Überzeugung, dass es auch bei uns in Deutschland der politischen Lobbyarbeit bedarf.“ Und weil wir davon überzeugt sind, arbeiten wir mit anderen Kinderrechtsorganisationen zusammen, um auch in unserem Land auf Missstände hinzuweisen und Veränderungen anzustoßen. Das findet die 70-Jährige lobenswert.
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Seit 2002 Arbeitskreis Köln


Ihr Engagement mit Schulen war Monika Merkel-Neumann nicht genug. Sie wollte mehr tun, mehr bewegen. Deshalb gründete sie 2002 den Arbeitskreis Köln, dessen Sprecherin sie bis heute ist. „Es ist schön, im Team zu arbeiten, neue Ideen aufzunehmen und alte Ideen weiterzuentwickeln“, schwärmt sie von ihrer Gruppe. In der Regel unterstützt der Arbeitskreis mit allen Aktivitäten Projekte in Malawi.

Das Engagement ist überaus vielfältig. Wie fast alle Arbeitskreise nimmt auch die Kölner Gruppe an Weihnachtsmärkten teil. „Beim großen Weihnachtsmarkt am Dom haben wir uns ein sehr gutes Standbein erarbeitet“, freut sich Monika Merkel-Neumann. „Es ist eine Freude, wenn sogar Händlerinnen und Händler zu unserem Stand kommen und sagen: ‚Ich warte schon auf Sie!‘ und dann mit großzügigen Spenden bei uns einkaufen.“ 2024 kamen allein bei diesem Markt 3.056 Euro brutto zusammen, eine weitere Steigerung zum Vorjahr!

Monika Merkel-Neumann und ihre 16 engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreiter zwischen Mitte 20 und Mitte 70 sorgen dafür, dass die Kindernothilfe-Stände erfolgreich sind. Die pensionierte Lehrerin ist passionierte Handarbeiterin und trägt viel dazu bei, dass das Angebot immer reichhaltig ist: Schals, Tücher und Mützen, die Nadeln stehen das ganze Jahr über nicht still!

„Wir haben im Arbeitskreis außerdem Spezialistinnen und Spezialisten fürs Backen, Marmeladekochen und für gestrickte Socken.“ So hat eine aus dem Kreis sage und schreibe 35 Paar Socken fabriziert! Auch die Verwandt- und Bekanntschaft wird vom Engagement für die Kindernothilfe angesteckt: Eine Nachbarin stellt Seife her, eine Schwägerin ist ebenfalls Socken-Profi, und eine alte Dame aus dem Bergischen steuert jedes Jahr wundervolle Stricksachen bei. Ehepaar Merkel-Neumann besucht sie jeweils im November und holt die Sachen ab. Seit zwei Jahren müssen alle kreativen Kräfte im Arbeitskreis noch mehr Schichten einlegen, denn der Adventsmarkt der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes in Deutz wird seitdem auch noch bestückt. Aber für engagierten Arbeitskreismitglieder ist das überhaupt kein Problem!
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Info- und Spielestand des Arbeitskreises Köln auf dem Gemeindefest (Quelle: privat)
Zum 20-Jährigen Jubiläum des Arbeitskreises Köln gab es einen Info- und Spielestand auf dem anschließenden Gemeindefest (Quelle: privat)
Info- und Spielestand des Arbeitskreises Köln auf dem Gemeindefest (Quelle: privat)
Zum 20-Jährigen Jubiläum des Arbeitskreises Köln gab es einen Info- und Spielestand auf dem anschließenden Gemeindefest (Quelle: privat)
Die Märkte sind natürlich nicht die einzigen Events im Arbeitskreis-Leben. Die Kölnerinnen und Kölner stellen das ganze Jahr über eigene Veranstaltungen auf die Beine oder beteiligen sich an Gemeinde- und Sommerfesten. Sie organisieren Patentreffen, Themen und Filmabende sowie besondere Gottesdienste – so gab es im vergangenen Spätsommer einen Nepalgottesdienst mit Katrin Weidemann, der Vorstandsvorsitzenden der Kindernothilfe. Ein weiteres Highlight war außerdem die Teilnahme am Open-Air-Taufgottesdienst des Kirchenkreises Bonn mit einem Stand.
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Die Musik spielt eine besondere Rolle


Was sind denn für Sie die Highlights im Arbeitskreiskalender? „Die Musik spielt bei uns eine ganz besondere Rolle, deshalb sind unsere Benefizkonzerte in verschiedenen Kirchen meine beliebteste Veranstaltungsform“, erklärt Monika Merkel-Neumann. „Dabei teilen wir mit den Künstlerinnen und Künstlern nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch die Intention, sich für Kinder und deren Rechte zu engagieren, und dabei besonders für das Recht auf Bildung.“ Die in Köln sehr bekannte Formation „Die SchallLotten“ beispielsweise gab ihr Abschiedskonzert auf Betreiben von Monika Merkel-Neumann für die Kindernothilfe! Seit dem Sommer 2024 gibt es wieder ein neues Betätigungsfeld für den Arbeitskreis: die Konzertreihe „Kölner Künstlerinnen und Künstler für Kinder“ in der Kartäuserkirche. Monika Merkel-Neumann ist es gelungen, die Kindernothilfe in einem Kölner Bündnis von NGOs, Gruppen und Kunstschaffenden unterzubringen, die sich für Mädchen und Jungen in aller Welt engagieren. Ein tolles Beispiel für die Wirksamkeit eines Arbeitskreises zusammen mit anderen Menschen aus dem eigenen städtischen Umfeld! Das nächste Benefizkonzert zugunsten von Kindernothilfe-Projekten findet am 16. März statt. Am 29. Juni wird es eines geben zugunsten einer Organisation, die sich für Kinder in der Ukraine einsetzt. Beginn ist jeweils um 18 Uhr.
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Eine Gruppe steht vor einem Tordurchgang (Quelle: privat)
Eine engagierte Gruppe: der Arbeitskreis Köln (Quelle: privat)
Eine Gruppe steht vor einem Tordurchgang (Quelle: privat)
Eine engagierte Gruppe: der Arbeitskreis Köln (Quelle: privat)

„Die Überzeugung, das Richtige und Notwendige zu tun“


Warum engagieren sich die Kölnerinnen und Kölner in diesem Kreis? „Was uns zusammenhält, ist die Überzeugung, dass wir das Richtige und Notwendige tun“, weiß Monika Merkel-Neumann. „Wir verschaffen mit unserem Beitrag Kindern die Möglichkeit, lernen zu können.“

Was würden Sie anderen Engagierten mit auf den Weg geben, die überlegen, ebenfalls einen Arbeitskreis zu gründen? „Anfangen!“, sagt die 70-Jährige kurz und knapp. „Überlegen: Wo sind unsere Stärken? Was macht uns allen Spaß? Gibt es ein Projekt, das uns besonders am Herzen liegt?“ Und sie macht allen Interessierten Mut: „Eine Aktion kann auch klein beginnen!“

Mitte März treffen sich die Arbeits- und Förderkreise der Kindernothilfe an einem Wochenende in unserer Geschäftsstelle. Monika Merkel-Neumann wird nur an einem der Tage teilnehmen, sonntags ist sie schon wieder in Sachen Benefizkonzert unterwegs. 70 Jahre sind kein Grund für Stillstand, die Powerfrau aus Köln wird weitermachen. Wir sind dankbar, dass wir Ehrenamtliche wie sie haben!

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Über die Autorin

Gunhild Aiyub (Quelle: Jakob Studnar)
Gunhild Aiyub ist seit 1986 Redakteurin bei der Kindernothilfe und zuständig für die Kindermedien, den Jahresbericht und das Kindernothilfe-Magazin. 
    

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