Hinschauen, hinhören,nachfragen – für mehr Kinderschutz
Text: Katharina Draub, Fotos: Kazim Gunyar, Markus Feger, Noah Stasch, Kindernothilfe
Die Zahl der gemeldeten Fälle von Kindern, die unter Gewalt leiden, steigt weiter – vor allem während der Covid19-Pandemie. Jeder und jede von uns kann etwas tun und hinschauen, hinhören und nachfragen. Deswegen startete die Kindernothilfe zusammen mit dem Familienministerium NRW, prominenter und fachlicher Unterstützung eine große Kinderschutzkampagne.
Körperliche und sexualisierte Gewalt, aber auch psychische Verletzungen, Vernachlässigung oder auch Ausbeutung – all das ist Gewalt. Zu erkennen, ob ein Kind darunter leidet, ist schwer. „Wir möchten, dass Erwachsene und auch Kinder sich der Formen und Folgen von Gewalt bewusst sind“, sagt Kindernothilfe-Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann. „Und dass sich alle verantwortlich fühlen und in der Lage sehen, etwas für ihren Schutz zu tun.“ Dabei soll die Kinderschutzkampagne helfen.
Prominente appellieren an uns alle
„Was kann man tun, um Kinder vor Gewalt zu schützen?“ steht auf den großen Plakaten mit bekannten Gesichtern, die im November und Dezember 2021 in ganz NRW auf Straßen, an Hauswänden, Haltestellen und online im Netz zu sehen waren. „Hinschauen. Hinhören. Nachfragen“, sagen Fußballprofi Lukas Podolski, Journalistin und Kindernothilfe-Botschafterin Sabine Heinrich, Influencerin Julia Beautx, Sänger und Kindernothilfe-Botschafter Wincent Weiss sowie Schauspielerin Anna Maria Mühe. „Ein Kind kann gefährdet sein, auch wenn man es nicht sieht“, so Mühe, „wir dürfen nicht wegschauen, wenn es Hilfe braucht.“
Mehr als 14.000 Missbrauchsdelikte wurden im Jahr 2020 registriert, fast 150 Kinder sind durch Gewalteinwirkung gestorben, die Dunkelziffer wird noch höher sein. Alarmierende Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik. „Die steigenden Zahlen der Kindeswohlgefährdung in Deutschland sind erschreckend. Kein Kind sollte allein kämpfen“, so Lukas Podolski, der auf seinem Instagram-Account seine 4,7 Millionen Followern auf die Kampagne aufmerksam macht.
Signale erkennen und aktiv werden
Mithilfe des Kindernothilfe-Teams „Training and Consulting“, das Schulungen zum Thema Kinderschutz etwa in Vereinen anbietet, entstand die Website www.kindernothelfer.de – mit hilfreichen Infos und weiterführenden Links, um unabhängige Hilfe zu bekommen. Gespräche, zum Beispiel mit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, können ebenso helfen. „Die Entwicklung der Kinder erlebe ich ja jeden Tag, und so erkenne ich Signale schnell“, betont Joscha Budda, Grundschullehrer in Dortmund, der die Kampagne als jemand aus dem Berufsalltag unterstützt. Ebenso Susanne Hebing, die als Erzieherin mahnt: „Kinderschutz geht uns alle an. Wir sollten alle sensibel und achtsam sein.“
Steigende Gefahren im Netz
Auf der Website gibt es aber auch Hilfe für die, um die es geht: Kinder und Jugendliche. „Es ist nicht deine Schuld, wenn dir etwas passiert ist“, heißt es dort. Telefonnummern, anonyme Kontaktformulare und Beratungsstellen helfen Betroffenen dort weiter. Online hat die Kampagne insgesamt 20,7 Millionen Menschen erreicht. Julia Beautx hat dort etwa die Gefahren im Netz angesprochen: „Vertraue niemandem, den du nicht persönlich kennst. Jede Information, die du veröffentlichst, macht dich transparent.“ Auch Wincent Weiss wendet sich an Jugendliche: „Wenn bei dir zu Hause alles schiefläuft, mach dir bewusst. Du bist nicht allein.“ Sabine Heinrich weiß: „Kinder müssen in unserer Gesellschaft mehr Gehör finden. Wir alle können Kinder schützen.“