Orange Days – für ein Ende der Gewalt gegen Mädchen und Frauen
Text: Dr. Magdalene Pac, Fotos: Kindernothilfe-Partner
Der 25. November ist der internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen (und Mädchen). Er ist der Beginn der 16-tägigen Orange Days: In vielen Ländern beteiligen sich Menschen an Aktionen, um gegen diese Gewalt zu protestieren. 2021 waren auch zahlreiche Kindernothilfe-Partner dabei.
Die Zahlen sind erschreckend: Eine von drei Frauen weltweit erlebt Gewalt – oftmals von ihrem Partner. Auch Kinder leiden mit: Laut den Vereinen Nationen lebt ein Viertel aller Mädchen und Jungen unter fünf Jahren – rund 176 Millionen – bei einer Mutter, der in der Partnerschaft Gewalt angetan wurde. Mädchen sind besonders gefährdet: Die WHO gibt an, dass 20 Prozent aller Mädchen weltweit Opfer von sexualisierter Gewalt oder anderer Formen des Missbrauchs werden; das sind doppelt so viele Fälle wie bei Jungen. Mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen wurden an ihren Genitalien verstümmelt, die meisten waren jünger als fünf Jahre.
Gewalt ist eine fundamentale Menschenrechtsverletzung mit körperlichen und psychischen Folgen. Sie hindert Frauen und Mädchen daran, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und verursacht enorme Kosten, die von einer stärkeren Inanspruchnahme des Gesundheitswesens bis hin zu Rechtskosten und Produktivitätsverlusten reichen.
Die Coronapandemie hat die Situation noch verschlimmert: Die wirtschaftlichen Folgen von Lockdowns haben schätzungsweise 47 Millionen weitere Frauen und Mädchen in extreme Armut gestürzt und strukturelle Ungleichheiten vergrößert, die die Gewalt verstärken. In einigen Ländern berichten Beratungsstellen, dass sich die Zahl der Anrufe von Mädchen und Frauen verfünffacht hat. Gleichzeitig wurde es schwieriger, auf dem üblichen Weg Hilfe zu suchen, wenn Kontakte eingeschränkt werden mussten und soziale Einrichtungen nicht öffnen durften. Schulschließungen und wirtschaftliche Belastungen haben auch dazu geführt, dass Frauen und Mädchen anfälliger für Belästigung, Ausbeutung, Missbrauch und Zwangsheirat werden.
Aktionen unserer Partner
Während der Orange Days 2021 waren viele unserer Partnerorganisationen besonders aktiv, um auf diese Situation aufmerksam zu machen. Sie boten z. B. Workshops an, um sich mit Jugendlichen zu diesem Thema auszutauschen. Bei unserem Partner Karuyana Trust in Indien nahmen Jugendliche der 10. Klassen an einem Malwettbewerb zum Thema teil. Andere konkurrierten in einem Redewettbewerb, in dem sie die Folgen von Kinderheiraten vortrugen, oder entwickelten ein Theaterstück. Unser Partner JUCONI aus Ecuador drehte Videos, um mit ihnen in den Sozialen Medien den Fokus auf Gewalt zu richten. Einige Partner sprachen in lokalen Radiostationen über das Thema. Dlalanathi in Südafrika unterstützte 50 Mädchen und Jungen dabei, über Gewalt gegen Kinder und Frauen zu recherchieren und zu diskutieren. Am Ende marschierten alle durch ihre Gemeinden und forderten von den Erwachsenen: “Wenn wir euch sagen, dass wir missbraucht werden, möchten wir, dass ihr uns zuhört, dass ihr uns glaubt und dass ihr etwas unternehmt!" Oder: "Väter, hört auf, uns zu missbrauchen, Onkel, hört auf, uns zu missbrauchen. Wir wollen Schutz vor euch!“ Eine Mutter gab zu: „Meine Kinder haben mir die Augen geöffnet, ich werde ihre Botschaften ernst nehmen.“
Der Kampf gegen Gewalt muss auf verschiedenen Ebenen ansetzen: zum einen bei den Betroffenen, die Unterstützung brauchen; zum anderen aber auch präventiv in Familien und überall, wo Kindern sind. Aber auch Ansätze, die zu Veränderungen in der Gesellschaft führen, sind wichtig: nicht nur durch Gesetze, die Gewalt verfolgen, sondern auch durch die Veränderung bestehender Normen.