"Wir lassen Kinder nicht allein"
Fotos: Jakob Studnar (Titelbild), Studio Hirsch (Portrait)
Die Kindernothilfe hat in den vergangenen 60 Jahren viel erreicht. Doch die Coronapandemie ist eine Katastrophe für die Ärmsten in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann über die Heraus-forderungen und die Chancen in schwierigen Zeiten.
Frau Weidemann, wie ist die aktuelle Situation in den Projekten der Kindernothilfe?
Auch eineinhalb Jahre nach Ausbruch des Coronavirus ist unsere Arbeit für Mädchen und Jungen von den unmittelbaren und langfristigen Folgen der Pandemie geprägt: Millionen Menschen haben ihre Arbeit verloren, die soziale Ungleichheit wächst rasant. Armut, Hunger und Gewalt sind die Folgen. Die anhal-tenden Schulschließungen gefährden das Recht auf Bildung von bis zu 200 Millionen Kindern. Seit Monaten fallen die Mahlzeiten weg, die die Mädchen und Jungen in den Schulen erhalten. Und das sind oftmals ihre einzigen nahrhaften Mahlzeiten.
Was konnte die Kindernothilfe tun?
Welche Bilanz ziehen Sie?Weltweit haben unsere Partnerorganisationen mit unglaublicher Flexibilität auf diese Situation reagiert, und alle waren enorm engagiert – und sind es noch! Mich hat die Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen vor Ort sehr beeindruckt, genauso wie die Fähigkeit der Mädchen und Jungen, sich von dieser extrem schwierigen Situation nicht unterkriegen zu lassen. Diese Widerstandskraft trägt ganz wesentlich dazu bei, dass es uns trotz aller Einschränkungen gelingt, die Kinder beim Verwirklichen ihrer Rechte zu unterstützen.
Welche Ziele hat die Kindernothilfe in den nächsten Jahren?
Unser Ziel, Kindern eine Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen, verbindet uns mit Menschen weltweit. Wir werden weiterhin unseren Beitrag dafür leisten, dass Mädchen und Jungen vor wirtschaftlicher Ausbeutung und sexualisierter Gewalt geschützt werden. Und wir werden uns dafür einsetzen, die Folgen der Coronapandemie für die Menschen abzumildern. Das alles können wir nur gemeinsam erreichen.
Chancen weitergeben: Was kann jede und jeder Einzelne dafür tun?
Eine ganze Menge! Mit einer Spende, einer Zustiftung oder einem Vermächtnis kann ich einer ganzen Reihe von Kindern die Chance eröffnen, geschützt und gefördert aufzuwachsen. Wer sich dafür einsetzt, dass Kinder Zugang zu Bildung haben, dass sie die Welt und ihre eigenen Fähigkeiten beim Spielen entdecken können und sie ohne die Erfahrung von Gewalt, Missbrauch oder Aus-beutung aufwachsen, der stärkt sie für ihr ganzes Leben. Aus solch gestärkten Kindern, die ihre Potenziale entwickeln durften, werden Erwachsene, die Verantwortung für ihr Leben und unser weltweites friedliches Miteinander übernehmen. Eine große Chance für unsere Weltgemeinschaft!