Kinderschutz für alle: Vereine vom VfL Bochum 1848 entwickeln Schutzkonzepte
Text/Fotos: Katharina Draub
Der Fußballverein vom VfL Bochum 1848 hat es schon. Nun sind die anderen Abteilungen des Gesamtvereins dran und erarbeiten gemeinsam mit der Kindernothilfe ein Kinderschutzsystem für Trainer:innen, Nachwuchssportler:innen und Eltern.
„Uns freut das sehr, dass auch der Vorstand das Thema Kinderschutz als relevant betrachtet und die Vereine dabei unterstützt, Schutzkonzepte zu entwickeln“, lobt Chris. Er ist einer der elf Teilnehmenden, die am ersten Workshop in Bochum dabei sind. „Heute ist der Startschuss“, sagt Felicitas Weßelmann, die von der Kindernothilfe als Trainerin für Kinderschutz eingestellt ist. Ein Jahr lang wird sie die Gruppe begleiten – bis zum finalen Schutzkonzept.
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Auch Thilo Haarmann, Präsident des Gesamtvereins, ist beim Auftakt dabei und betont direkt: „Wir machen mehr, als das Gesetz vorschreibt. Wir machen das Konzept umfangreich und ganzheitlich.“ Was das bedeutet, sollen die Teilnehmenden noch an diesem Samstagmittag lernen.
Gewalt hat viele Gesichter
„Wer von euch hat schon einmal Gewalt erlebt oder mitbekommen, wie Gewalt aussehen kann?“, fragt Felicitas Weßelmann. Eine Frage, die kurz für Stille im Raum sorgt. Gar nicht so leicht zu beantworten. Einige Teilnehmenden nicken leicht. „Früher gab es noch Backpfeifen“, sagt ein Teilnehmer. „Es gibt auch häufig verbale Gewalt im Sport. Zum Beispiel durch lautes Anschreien“, ergänzt die Gruppe. Gewalt hat eben viele Facetten. Das erklärt Felicitas Weßelmann genauer: „Sexualisierte Gewalt heißt nicht immer, dass Missbrauch stattgefunden hat. Es heißt auch, dass Machtausübung in sexualisierter Form passiert ist. Das können auch dumme und nicht vertretbare Sprüche sein.“
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Werden Kinder etwa dazu ermutigt, Drogen oder andere schädliche Substanzen einzunehmen, gehört auch das zu körperlicher Gewalt. Verbale Drohungen, absichtliches Ausschließen aus der Gruppe oder Druck von Eltern sind psychische Gewaltformen, die häufiger als gedacht im Sportbereich vorkommen. Auch Vernachlässigungen sind eine Form von Gewalt. „Zum Beispiel, wenn Kinder keine wetter- oder sportgerechte Kleidung tragen. Oder wenn Trainer:innen nicht ausreichend dafür sorgen, dass Kinder bei der Ausübung ihrer Sportart sicher sind“, ergänzt Felicitas Weßelmann.
Kinderschutz muss sichtbar sein
Aber es sind nicht nur Trainerinnen und Trainer, die engen Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen haben. Auch Reinigungskräfte, andere Eltern durch Fahrgemeinschaften oder fremde Menschen bei öffentlichen Auftritten oder Sportveranstaltungen gehören dazu. Und das ist nur ein Grund für ein ganzheitliches Kinderschutzkonzept. Ganzheitlich – da ist es wieder.
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Täter müssen abgeschreckt werden
Aber auch die Eltern, die Geschäftsführung und sogar Hausmeister werden im einjährigen Prozess miteingebunden. „Kinderschutz muss wirkungsvoll sein“, ergänzt Felicitas Weßelmann. Er müsse Kinder und Jugendliche vor Gewalt im Verein, aber auch außerhalb davor schützen. „Das ist die Aufgabe von uns als Gesellschaft, Kinderschutz sichtbar zu machen, sodass alle bis hin zu Täter:innen davon hören und abgeschreckt werden“, so die Workshopleitung. Und dabei soll das Kinderschutzkonzept helfen.
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Über die Autorin
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