WAZ Spendenaktion 2020
WAZ Spendenaktion
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Wo Jugendliche die besten Aufklärer sind
Text: Hubert Wolf, Fotos: Jakob Studnar
WAZ-Spendenaktion: Auf den Philippinen setzen sich Jugendliche dafür ein, dass weniger Gleichaltrige ungewollt schwanger werden.
Die einen Wunden sind verheilt, die Toten betrauert, die Dörfer aufgebaut, die Palmen tragen wieder: Haiyan, der verheerende Wirbelsturm von 2013, ist Geschichte auf den 7641 sturmumtosten Inseln der Philippinen. Der Wirbelsturm der Gegenwart, er heißt auch hier Corona.
Angelo, der 16-Jährige, hat sein jüngstes Bild fotografiert und hält es in den Bildschirm: eine Art von surrealistischem Totenkopf vor buntem, regenbogenartigem Hintergrund. "Oberflächlich geht es gut, aber im Innern sind viele durcheinander und unsicher", sagt der 16-Jährige. Das wollte er darstellen, das erlebe er bei sich so "und bei vielen Freunden".
"Frauen und Kinder sind anfälliger für Missbrauch und Ausbeutung"
Auch dort, in der Kleinstadt Guiuan auf der Insel Samar, fällt Schule noch immer aus, ist Distanzunterricht kein wirklicher Ersatz, wenn überhaupt möglich. Kinder und Jugendliche können sich kaum treffen, Hilfsdienste haben ihre Arbeit eingestellt. Frauen und Kinder der Philippinen, heißt es im Bericht einer Hilfsorganisation, seien in dieser Lage "anfälliger für Missbrauch, Zwangsarbeit und Ausbeutung".
Kinder auf der ganzen Welt leiden unter diesen Kollateralschäden der Seuche. Ihnen zu helfen, ist das Ziel der gemeinsamen Spendenaktion der WAZ und der Kindernothilfe (KNH), der größten Hilfsorganisation des Ruhrgebietes. Und Sie, liebe Leser, legen dafür die Grundlage mit Ihren Spenden. Auf dem Konto sind nun fast 208.000 Euro. Läuft!
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Jugendliche erreichen bei ihren Gleichaltrigen viel mehr
Der lokale Partner auf dieser Insel, auf Samar, ist die "Medical Action Group (MAG)". Sie setzt sich ein für den Schutz von Kinderrechten, für den Gesundheitsschutz von Frauen und Kleinen. Und dafür, dass Mädchen nicht schwanger werden, die selbst noch Kinder oder Jugendliche sind.
Dabei kamen die Helfer zuletzt auf eine Idee: Sie schicken Jugendliche raus, um andere Jugendliche aufzuklären und zu beraten. Sie wirken natürlich ganz anders auf Gleichaltrige, als wollte man vergleichsweise betagte 30- oder 40-Jährige einsetzen. In dem einen Distrikt, über den wir hier reden, hat sich die Zahl der ungewollten Teenager-Schwangerschaften in sechs Jahren so von 152 auf 89 verringert.
"Ich brach die Schule ab und suchte einen Job in Manila"
Mila Rose Darang zum Beispiel beschreibt ihr junges Leben als Achterbahn mit weit mehr Abstürzen als Höhenflügen: "It was always chaotic and dark." Eine ihrer Teenage-Schwestern nach der anderen wurde schwanger, "ich brach die Schule ab und suchte einen Job in Manila, um die Familie zu unterstützen", sagt Mila Rose.
Irgendwo in der Hauptstadt, in dieser gigantischen asiatischen Metropole, ist sie auf die Ideen von MAG gestoßen, begeisterte sich dafür und ist nun selbst dafür unterwegs, dass es möglichst wenigen Mädchen so geht wie ihren Schwestern. Denn auf den gut katholischen Philippinen redet man eigentlich nicht über Sex und Fortpflanzung. Auch nicht Eltern mit ihren heranwachsenden Kindern.
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Im Netz erreichen sie viele nicht mehr, die sie beraten wollen
Mila Roses Eltern verfolgten auch zunächst mit Misstrauen, was ihre Tochter da tat, sie dachten, sie werde auch bald schwanger. Doch dann sahen sie sie agieren auf Jugendtreffen und änderten ihre Meinung. So wie Mila es beschreibt, ist sogar die ganze Familie sich wieder nähergekommen.
Längst aber haben sie und die anderen jungen Helfer, Kylia zum Beispiel, Alvin, Angelo ihre Aufklärungsarbeit weitgehend ins Netz verlegen müssen. Das sei "herausfordernd und anstrengend", und von 1000 erreichten Jugendlichen wie im letzten normalen Jahr kann gar nicht mehr die Rede sein.
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"Du bist die Rose unter den Dornen"
Im Hintergrund versucht die Initiative MAG, alle zu vernetzen, sie sich um Kinderschutz und Aufklärung kümmern. Staatliche und lokale Stellen, Bildungseinrichtungen, Eltern, denn "Planung ist der Schlüssel zur Verringerung solcher Risiken", heißt es. Im Zentrum aber stehen die Jugendlichen für Jugendliche, um voneinander zu wissen, um sich auszutauschen, um sich zu beraten.
So, wie es Mila Rose tut. Keine Achterbahn mehr. Keine weitere Schwester schwanger. "Meine Mutter sagte sogar zu mir: Du bist die Rose unter den Dornen." Kunststück, wenn man Darang heißt. Mila Rose Darang.
Info: Das Spendenkonto von WAZ und Kindernothilfe
Hier können Sie Kindern helfen: Das Konto für die Spendenaktion von WAZ und Kindernothilfe hat dieselbe Nummer wie in den vergangenen Jahren.
Empfänger: Kindernothilfe
Stichwort: Corona-Hilfe für Kinder weltweit
IBAN: DE4335 0601 9000 0031 0310
BIC: GENODED1DKD (Bank für Kirche und Diakonie).
Oder spenden Siedirekt über das unten stehenden Spendenformular.
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Hubert Wolf ist seit 1989 Reporter bei der WAZ und war mit der Kindernothilfe bereits in Brasilien, Malawi, Indien, Guatemala, Bangladesch und auf den Philippinen.
Hubert Wolf