Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

17.11.2016
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Medienpreis „Kinderrechte in der einen Welt“

Zum 18. Mal haben wir als Kindernothilfe den Medienpreis „Kinderrechte in der Einen Welt“ verliehen, zum dritten Mal mit mir als Vorstandsvorsitzender. Mitreißend moderiert von Eckard von Hirschhausen wurden Medienschaffende ausgezeichnet, die sich in ihren Beiträgen mit Kinderrechten und ihren leider vielfältigen Verletzungen beschäftigen. Der Abend hinterließ tiefe Eindrücke, bedrückende und befreiende.

 

Mehr als 400 Gäste sind unserer Einladung ins Berliner „Drive“ an der Friedrichstraße gefolgt: Ehrenamtliche aus den Arbeitskreisen, Künstlerinnen und prominente Unterstützer, Vertreterinnen aus Wirtschaft und Politik und Förderer, die sich im Rahmen der Kindernothilfe-Stiftung einbringen. Wir begrüßen sie als Duo: die Schirmherrin des Medienpreises, die frühere First Lady Christina Rau, nutzt den roten Teppich zusammen mit mir für ein erstes persönliches „Willkommen“ an die Eingeladenen.

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Medienpreis-Schirmherrin Christina Rau und Moderator Eckart von Hirschhausen mit Mikros in der Hand (Quelle: Kindernothilfe)
Medienpreis-Schirmherrin Christina Rau und Moderator Eckart von Hirschhausen (Quelle: Kindernothilfe)
Medienpreis-Schirmherrin Christina Rau und Moderator Eckart von Hirschhausen mit Mikros in der Hand (Quelle: Kindernothilfe)
Medienpreis-Schirmherrin Christina Rau und Moderator Eckart von Hirschhausen (Quelle: Kindernothilfe)
Und natürlich werden eine Menge Fotos mit den prominenten Gästen geblitzt. „Auf dem Teppich bleiben!“ ruft es ab und an aus der Menge der Fotografen, wenn wir uns ein wenig abseits der Ideallinie am Rande des Teppichs unterhalten. Das ist sicher ein guter Hinweis auch im übertragenen Sinn. Bei allem Blitzlichtgewitter: den meisten Beteiligten ist klar, wer heute hier beim Medienpreis im Mittelpunkt steht. Es geht um Kinder und ihre Rechte. Den Beiträgen der Nominierten, die auf Verletzungen dieser Rechte weltweit hinweisen, folgen wir in den nächsten zwei Stunden meist atem-, oft fassungslos.

Reportagen, die unter die Haut gehen

Da ist der Artikel über Die Kinder von Benin, der von kriminellen Banden erzählt, die nicht nur mit Drogen und Waffen handeln, sondern jedes Jahr Zehntausende von Mädchen und Jungen entführen und als Arbeitssklaven verkaufen. „Manchmal stehlen die Gangs Kinder und fordern Lösegeld. Wenn die Eltern nicht zahlen können, töten sie das Kind und verkaufen die Organe nach Nigeria“ Emotional, aber ohne Pathos schildert Fritz Schaap das Schicksal der Kinder. Unter Lebensgefahr für sich selbst hatte er recherchiert. Schaap erhält den Medienpreis in der Kategorie Print.
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Drei Jungs schlafen umgeben von Schrott (Quelle: Kindernothilfe)
Medienpreis in der Kategorie Print: „Die Kinder von Benin“ von Fritz Schaap (Quelle: Kindernothilfe)
Drei Jungs schlafen umgeben von Schrott (Quelle: Kindernothilfe)
Medienpreis in der Kategorie Print: „Die Kinder von Benin“ von Fritz Schaap (Quelle: Kindernothilfe)
Und dann begegnen wir Stefan. Er ist ein Roma-Kind und lebt mitten im Ruhgebiet. Die TV-Reportage Nordstadtkinder begleitet seinen Alltag in Dortmund – ganz ohne Kommentare aus dem Off, nur mit Bildern und Originaltönen. Sie sprechen für sich. Ganz nah folgen wir Stefan für ein paar Minuten auf der Leinwand, tauchen ein in seine Lebenswelt aus Tristesse, Hoffnung und Kampfbereitschaft. Wir sind dabei, ohne Voyeure zu sein. Auch dieser beeindruckende Medienpreis-Beitrag von Bettina Braun wird preisgekrönt.

Ein Beitrag, der mich besonders berührt, wird in der Kategorie „Online“ ausgezeichnet. In der Multimedia-Doku Long Than will lachen begleitet Philipp Abresch den 15jährigen Long Than. In seiner Heimat versprühte die US-Armee während des Vietnamkriegs Millionen Liter des als Agent Orange bekannten Entlaubungsmittels über Feldern und Wäldern. Das hochgiftige Dioxin steckt noch immer in den Böden, und wer wie Long Thans Vater auf den kontaminierten Feldern arbeitete, gibt es an seine Kinder weiter. Long Than, Jahrzehnte nach dem Ende des Vietnamkriegs geboren, spürt die dramatischen Folgen des Kriegs am eigenen Leib. Er kam mit schweren körperlichen Behinderungen auf die Welt, sein Körper ist kaum größer als der eines Dreijährigen. Ohne Hilfe anderer kann er nicht leben
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Long Than schaut bedrückt in die Ferne (Quelle: Kindernothilfe)
Long Than will lachen“ von Philipp Abresch, ausgezeichnet in der Kategorie Online (Quelle: Kindernothilfe)
Long Than schaut bedrückt in die Ferne (Quelle: Kindernothilfe)
Long Than will lachen“ von Philipp Abresch, ausgezeichnet in der Kategorie Online (Quelle: Kindernothilfe)
Ich bin erschrocken und gleichzeitig dankbar für all die Beiträge des Abends, die über die Schicksale von Kindern so sensibel berichten, die Missstände aufdecken und öffentlich machen, wie Kinder ihrer Rechte und ihrer Zukunft beraubt werden. Großes Kompliment an die mutigen Journalistinnen und Journalisten, die ihren Finger in Wunden legen, und an die Redaktionen, die den Beiträgen Raum geben und sie veröffentlichen.

1000 Dank allen Mitwirkenden

Und ein ganz herzlicher Dank geht an all die Mitarbeitenden, die den Medienpreis so gelungen vorbereitet haben! Damit er in so professioneller Präzision ablaufen kann, ist ein enormer Aufwand im Vorfeld notwendig. Er zahlt sich in den wenigen Stunden der Preisverleihung aus, weil alles so leicht und selbstverständlich abläuft. Die Arbeit im Hintergrund will ich dankbar herausheben. Auch hier in Deutschland hat die Kindernothilfe wunderbare Mitarbeitende!
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Der Journalist Daniel Satra mit den Mitarbeiterinnen unserer Pressestelle, Josephine Herschel und Sarah Plate
Der Journalist Daniel Satra mit den Mitarbeiterinnen unserer Pressestelle, Josephine Herschel und Sarah Plate (Quelle: Kindernothilfe)
Der Journalist Daniel Satra mit den Mitarbeiterinnen unserer Pressestelle, Josephine Herschel und Sarah Plate
Der Journalist Daniel Satra mit den Mitarbeiterinnen unserer Pressestelle, Josephine Herschel und Sarah Plate (Quelle: Kindernothilfe)

Über die Autorin

Porträtfoto von Katrin Weidemann (Quelle: Kindernothilfe / Studio Hirsch)
Katrin Weidemann
ist seit 2014 Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe. Mit ihren Blog-Beiträgen gibt sie persönliche Einblicke in ihre Arbeit.

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