Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

18.09.2020
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Weltkindertag 2020 – von alten und neuen Märchen 

Titelbild des Märchens „Wie der Junge Dondo und der Löwe Simba Freunde wurden“ (Quelle: Kindernothilfe)
Titelbild des Märchens „Wie der Junge Dondo und der Löwe Simba Freunde wurden“ (Quelle: Kindernothilfe)
Titelbild des Märchens „Wie der Junge Dondo und der Löwe Simba Freunde wurden“ (Quelle: Kindernothilfe)
Titelbild des Märchens „Wie der Junge Dondo und der Löwe Simba Freunde wurden“ (Quelle: Kindernothilfe)

Es gibt Märchen, die kennt jeder. Das von Simba, dem Löwen, gehört nicht dazu. Das hat sich Gabi Molsen, Sprecherin des Kindernothilfe-Arbeitskreises in Lachendorf, für unsere Unterstützer vom Arbeitskreis Wolfsburg extra zum digitalen Weltkindertag in Wolfsburg ausgedacht. Darin kommt auch das Kinderrecht auf Bildung vor. Das ist aber leider keine Selbstverständlichkeit, denn immer noch können Abermillionen Kindern nicht zur Schule gehen. Die Corona-Pandemie macht alles nur noch schlimmer. Umso mehr müssen wir dafür kämpfen, dass Bildung für die betroffenen Kinder kein Märchen bleibt.

Als Kind liebte ich Märchen. Tausendmal gehört, kannte ich jede der Geschichten aus meinem dicken Märchenbuch beinah auswendig. In Gedanken flüsterte ich mit, wenn mein Großvater vorlas, und korrigierte ihn empört, wenn er auch nur ein einziges Wort veränderte oder gar ausließ. Die Figuren, von denen er erzählte, sah ich leibhaftig vor mir, bekam Gänsehaut, wenn sie in Gefahr schwebten und fieberte mit, wenn es um ihre Rettung ging.

Für mich brachten Märchen eine ganze Menge Lebensweisheit und manche Orientierung fürs Leben mit. Natürlich wusste ich – auch schon als Kind –, dass echte Frauen nicht nur schöne Prinzessinnen oder böse Schwiegermütter sind, und Männer nicht wie im Märchen nur hübscher Held oder böser Räuber. Und doch lernte ich viel über menschliche Eigenschaften, Werte und Moralvorstellungen – durch Märchen.

Das Märchen von Simba in der Savanne

Ich freue mich deshalb sehr, wenn ich sehe, dass neben dem Märchenschatz vergangener Zeiten immer wieder neue Märchen geboren werden: mit alten Weisheiten und modernen Einsichten.

„In jedem Land der Erde erzählen Großmütter und Großväter ihren Kindern und Enkelkindern Geschichten – sei es in den Bergen oder am Meer, in einer Großstadt oder auf dem Land… … oder aber auch an einem Lagerfeuer im Hochland in Afrika, wenn die untergehende Sonne den Himmel tieforange färbt und die Akazien und Dornensträucher lange Schatten auf den trockenen Boden der Savanne werfen.“

So beginnt ein Märchen, das die Hörer in ein Kikuyu-Dorf in Kenia entführt. Der Löwe Simba, der sich einen Dorn in seine Tatze tritt, spielt darin eine tragende (oder eher: leidende) Rolle, es gibt Hyänen, Hasen und andere Tiere der Savanne und schließlich den Jungen Dondo samt seiner Familie.

Digitaler Weltkindertag in Wolfsburg

„Wie der Junge Dondo und der Löwe Simba Freunde wurden“, dieses Märchen verdankt sich den Mitgliedern des Kindernothilfe-Arbeitskreises Wolfsburg. Zum digitalen Weltkindertag ihrer Stadt erzählen sie vergnüglich und unterhaltsam von der märchenhaften Freundschaft zwischen Mensch und Tier in der afrikanischen Steppe. Und transportieren damit gleichzeitig ihre ernsthaften Anliegen: von Geschlechtergerechtigkeit („Löwenkinder lernen alle das gleiche, zum Beispiel jagen. Bei uns sind Mädchen und Jungen gleich. Ist das bei euch Menschen nicht so?“) bis zum Kinderrecht auf Bildung.
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Digitale Märchenstunde zum Weltkindertag in Wolfsburg (Quelle: Kindernothilfe)
Digitale Märchenstunde zum Weltkindertag in Wolfsburg (Quelle: Kindernothilfe)
Digitale Märchenstunde zum Weltkindertag in Wolfsburg (Quelle: Kindernothilfe)
Digitale Märchenstunde zum Weltkindertag in Wolfsburg (Quelle: Kindernothilfe)

Bildung in Pandemie-Zeiten

Der Hinweis auf gleichberechtigte, frei zugängliche Bildung, den das Märchen in seine Geschichte verwebt, hat einen aktuellen Hintergrund. Waren schon vor Ausbruch der globalen Covid-19-Pandemie knapp 260 Millionen Kinder weltweit von Bildung ausgeschlossen, gehen aktuelle Schätzungen der Vereinten Nationen davon aus, dass im nächsten Jahr voraussichtlich knapp 24 Millionen Kinder und Jugendliche zusätzlich wegen der Folgen der Corona-Pandemie die Schule dauerhaft abbrechen werden. Ein großer Anteil davon sind Mädchen. Konkret bedeutet das: Knapp 24 Millionen Jungen und Mädchen verlieren ihre Entwicklungschancen.

Zum Weltkindertag habe ich mich deshalb an Bundesminister Gerd Müller gewendet mit der Frage: Was können wir unternehmen, um diese Bildungsabbrüche bestmöglich zu verhindern?

Schulen schließen heißt oft Schulabbruch

Die Zeit drängt. Denn mehr als sechs Monate nach dem Beginn der Lockdowns ist laut UNESCO noch immer knapp die Hälfte der weltweit fast 900 Millionen Schülerinnen und Schüler von Schulschließungen betroffen (Stand: 16. September 2020). Besonders dramatisch ist: Je länger die Schulschließungen andauern, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr zur Schule zurückkehren – das haben wir aus der Ebola-Krise und aus anderen Krisen gelernt.

Dabei ist die Gefahr des permanenten Schulabbruchs besonders für marginalisierte Kinder und Kinder aus armen Haushalten sehr hoch. Mädchen sind dabei einem nochmal deutlich höheren Risiko ausgesetzt: Für sie steigt die Gefahr von frühen, ungeplanten Schwangerschaften und Frühverheiratung sowie (insbesondere sexualisierter) Gewalt.

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Mädchen guckt nachdenklich (Quelle: Kindernothilfe)
Besonders Mädchen laufen Gefahr, durch Schulabbruch den Anschluss zu verlieren. (Quelle: Kindernothilfe)
Mädchen guckt nachdenklich (Quelle: Kindernothilfe)
Besonders Mädchen laufen Gefahr, durch Schulabbruch den Anschluss zu verlieren. (Quelle: Kindernothilfe)

Das Recht auf Bildung – kein Märchen

Das Angebot, per Videoschaltung einen Dialog zwischen dem Minister und betroffenen Kindern und Jugendlichen unserer Partnerorganisationen herzustellen, steht. Denn es ist wichtig, dass die Schüler*innen selbst ihre Perspektiven einbringen können, über ihre aktuellen Herausforderungen berichten, aber auch über konkrete Lösungsvorschläge.

260 Millionen Kinder und Jugendlichen weltweit gehen gar nicht zur Schule.

Der Bildungszugang von gut 50 Prozent der 900 Millionen Schüler*innen weltweit ist gefährdet.

Das Recht auf Bildung für alle Kinder braucht starke Unterstützer. Damit es kein Märchen bleibt!

#Leavenoonebehind
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Über die Autorin

Porträtfoto von Katrin Weidemann (Quelle: Kindernothilfe / Studio Hirsch)
Katrin Weidemann
ist seit 2014 Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe. Mit ihren Blog-Beiträgen gibt sie persönliche Einblicke in ihre Arbeit.

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