Sauberes Wasser ist alles: Der Rest ist Pest und Cholera
Cox's Bazar. Im größten Flüchtlingslager der Welt baut die Kindernothilfe die Wasserversorgung auf. Denn ist das Wasser dreckig, werden die Kinder krank.
Wasser und Kinder, ein Spaß. Wie sie jetzt an dem öffentlichen Hahn hängen und begierig daraus trinken, wie sie für ihre Mütter, die drum herum stehen, Kessel volllaufen lassen, wie sie einander dann irgendwann auch nass spritzen, natürlich. Kutupalong Expansion, im größten Flüchtlingslager der Welt; in Camp 17, 17 von 34, die eigentlich unterschiedslos aneinandergrenzen; an einer von fünf Versorgungsstationen für Wasser. Es kommt dreimal täglich und wird, jetzt in etwa 30 Minuten, wieder abgestellt.
"Wenn es riecht und warm ist, bitte nicht trinken"
Khadjuly Nesa ist die Vorsitzende der Wassernutzergruppe. Das sind alles Frauen, die zu den Nachbarn gehen und mit ihnen darüber reden, wie man gutes Wasser erkennt: „Wenn es riecht und warm ist, bitte nicht trinken.“ Heute noch werden Kinder krank, wenn sie etwa das Wasser trinken, das in böse schillernden Pfützen auf dem Erdboden steht. Lieber Himmel, Mädchen und Jungen spielen in vermüllten Wasserläufen, waschen sich die Füße darin – spritzen einander nass!
Das größte Flüchtlingslager der Welt, es liegt in Bangladesch, etwa 30 Kilometer südlich der Küstenstadt Cox’s Bazar. Hier lebt rund eine Million Menschen, darunter etwa 400.000 Kinder. Sie gehören dem Volk der Rohingya an und sind aus dem Nachbarland Myanmar vertrieben worden. Von einem „humanitären Alptraum“ spricht die Uno und hat inzwischen 230 Hilfsorganisationen aus aller Welt hier registriert. „Bei dem Ausmaß können nur alle zusammen etwas bewegen“, sagt Angelika Böhling, die Sprecherin der deutschen Kindernothilfe.
Im Kinderschutzzentrum gibt es auch eine Hygiene-Erziehung
Die Hilfsorganisation mit Sitz in Duisburg beschreibt die Situation speziell der Wasserversorgung noch immer so: „Viel zu wenige Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen. Verschmutzte Toiletten stellen eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit der Menschen dar. Viele Wasserstellen neben defekten Latrinen sind kontaminiert.“ Sieht man.
Zusammen mit der lokalen Hilfsorganisation DSK baut die Kindernothilfe hier Kinderschutzzentren mit sicherer Wasserversorgung, in denen Mädchen und Jungen ein paar Stunden am Tag dem Lagerleben entkommen, spielen und lernen können und eine Hygieneerziehung erfahren. Wascht euch die Hände vor dem Essen und nach der Toilette! Nehmt Seife, falls sie da ist! Nehmt genug Wasser! Und die Organisationen kümmern sich auch im Lager darum, dass die Menschen Wasser bekommen. Wofür wir Sie um Spenden bitten: Denn sauberes Wasser ist alles. Der Rest ist Pest und Cholera. Und Durchfall.
20 Familien teilen sich eine Latrine
Fortschritt ist dann auch ein ausgebautes Erdloch, zwei Trittstellen links und rechts, ein einfacher, kleiner, sogar verschließbarer grüner Container drumherum, und an der Tür steht für alle Nutzer ein einziges Paar Sandalen. Die man aber wirklich besser anzieht, bevor man auf die Tritte steigt.
Hier in Camp 17 teilen sich 20 Familien eine solche Latrine, und dazu kommen noch Menschen aus den anderen Camps her, die noch keine solchen Toiletten haben. Davon erzählen die Frauen, die sich organisiert haben in der Toilettennutzer-Gruppe. Auch hier geht es darum, die Anlagen sauber zu halten und den Menschen Hygieneregeln zu erklären. „Sind die Toiletten dreckig, werden die Kinder krank“, sagt Setara Begum (31), Mutter eines Jungen.
Eine Station mit Solarpaneelen erzeugt die nötige Energie
Stichwort: Bangladesch