Hilfe für Kinder aus Myanmar
WAZ und Kindernothilfe sammeln Spenden für Kriegskinder aus Myanmar. Eine Neunjährige erzählt, wie sie in der Fremde lebt.
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Auf der Flucht nahm Blume nur eine Sache mit
Text: Thomas Mader, WAZ Bilder: Lars Heidrich
Mae Sot. „Blume“, welch ein passender Spitzname. Das Mädchen strahlt Freude aus, während es die traurigsten Geschichten erzählt. Mit neun Jahren musste Blume allein ihre Heimat Myanmar, ihren Vater und ihre Geschwister verlassen, weil sie zum verfolgten Volk der Karen gehört, weil Kriegsflugzeuge Schulen angriffen.
Blume fand Zuflucht in einem Lernzentrum im thailändischen Mae Sot, das von Geflüchteten für Geflüchtete geschaffen wurde. Drei Jahre lebt das Mädchen nun in der Fremde. Wir treffen Blume, als sie ihr traditionelles Karen-Kleid in einem Mörtelkübel wäscht. Es ist der einzige Gegenstand, den sie auf der Flucht in ihrer winzigen Tasche mitbringen konnte.
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Eine Wäschestange schafft ein neues Lebensgefühl
Blume sagt, sie sei überglücklich, denn das Mädchendorf der Schule hat neue Wäschestangen bekommen. Auf den ersten Blick scheint das nur eine Kleinigkeit. Aber für Blume bedeutet der neue Trockenbereich ein anderes Lebensgefühl.
Man muss bedenken: Die Schule ist in der Kriegszeit um das Dreifache angewachsen. Etwas mehr als die Hälfte der 300 Schüler wohnen auch dort. Die Mädchen haben ein separates „Dorf“ mit zwei Hütten aus geflochtenen Wänden und einem ebenso überfüllten Haus.
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Die Kinder litten unter Zementkrätze
Blume teilt ihre 1,20 Meter breite Matratze mit einem anderen Mädchen. Tagsüber stecken die Matten im Gestänge unter dem Holzdach, nachts legen die Kinder sie dicht an dicht auf den Boden. Auch das ist schon eine große Verbesserung. Als die Kinder noch ohne Matratzen auf dem Betonfundament schlafen mussten, wurden sie zerstochen von kriechenden Insekten, einige haben heftige Ekzeme bekommen: Zementkrätze.
Mit Unterstützung der Kindernothilfe hat der lokale Partner „Rights Beyond Border“ (RBB) die Hütten komplett neu aufgebaut, sie sind nun dicht (wenn nicht gerade der Monsun peitscht) und haben einen erhobenen Holzboden. Aber die Wäsche haben auch die Lehrerinnen, die im Mädchendorf wohnen, nie als drängendes Problem ausgemacht. Bis ein Kind sich das Leben nehmen wollte.
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Eine ungewollte Situation
Alle rund 90 Mädchen mussten früher zur gleichen Zeit ihre Kleider aufhängen, regelmäßig gab es Gedränge und Gerangel. Hier fokussierte sich die Enge dieser ungewollten Lebenssituation. Hinzu kommt, dass alle Kinder hier kämpfen mit ihren Erinnerungen an den Krieg und die Flucht. Für einige finanziert RBB Gespräche mit Psychologen, sie können dann zumindest über ihre Last reden und bekommen Atemtechniken und andere Erste-Hilfe-Tricks mit auf den Weg.
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Nun hat „Rights Beyond Border“ ein Gestänge schweißen lassen und den Trockenbereich großzügiger angelegt. Mit Spendengeldern sind die ersten Solarstrahler aufgestellt worden, sie sollen vor allem Eindringlinge abschrecken (ein Mann hatte versucht, aufs Gelände zu kommen). Blume und die anderen Mädchen benutzen sie auch, um am Abend ihre Hausaufgaben zu machen. Denn die tropische Nacht kommt schnell und früh.
„Ich kann meine Hausaufgaben auch erst machen, wenn die meisten anderen schlafen“, sagt Thae Su. Die 17-Jährige ist „community leader“, Sprecherin und Schlichterin ihres Hauses. „Aber im Dämmerlicht der Hütte geht das eigentlich nicht.“ Es bräuchte Solarstrahler direkt an der Hütte, statt am Zaun, aber die sind ebenso teuer wie der reguläre Strom.
„Ich kann meine Hausaufgaben auch erst machen, wenn die meisten anderen schlafen“, sagt Thae Su. Die 17-Jährige ist „community leader“, Sprecherin und Schlichterin ihres Hauses. „Aber im Dämmerlicht der Hütte geht das eigentlich nicht.“ Es bräuchte Solarstrahler direkt an der Hütte, statt am Zaun, aber die sind ebenso teuer wie der reguläre Strom.
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Das „Migrant Learning Center“ finanziert sich allein aus Spenden, weil Geflüchtete in Thailand grundsätzlich in einer rechtlichen Grauzone leben. Thailand lässt die Kinder an den landesweiten Zentralprüfungen teilnehmen und erteilt eine medizinische Grundversorgung, gibt aber kein Geld für Leben oder Bildung. Auch einige Hilfsorganisationen, die auf Akut-Hilfe spezialisiert sind, ziehen sich derzeit zurück aus der Finanzierung. Darum, liebe WAZ-Leserinnen und Leser, sammeln wir mit unserer diesjährigen Weihnachtsaktion Spenden für die Kindernothilfe, die damit zwei Schulen für Kinder aus Myanmar unterstützt. Denn es wird weitergekämpft, und die Zahl der Flüchtlinge nimmt zu.
Weil immer mehr Kinder versorgt werden müssen und das Schulleben strikt in zweckgebundene Budgets eingeteilt ist, musste die Schulleitung nun das Mittagessen streichen. Es gibt nur noch ein Reisfrühstück und das Abendessen. Damit mehr frisches Gemüse auf die Teller kommt, helfen Thae Su und ihre Freunde täglich im Gemüsegarten. Dabei lernen sie auch den Anbau – aber die Auberginen und Okraschoten brauchen sie auch dringend, die Pilze und Kürbisse und den Wasserspinat – und natürlich jede Menge Chili! Die dürren Hühner immerhin schlachtet der ehrenamtliche Koch.
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„Ich weiß, wie schlecht es den Menschen dort geht“
„Trotzdem kann ich hier zum ersten Mal dem Unterricht folgen“, sagt Thae Su. „In meiner Dorfschule in Myanmar waren 70 Kinder in einer Klasse, hier sind es 16.“ Einige Jahrgänge sind dreimal so groß, und die Wände zwischen den Klassen sind dünn, aber Thae Su (die in der Pandemie zwei Schuljahre verlor) glaubt, dass sie nach der zehnten Klasse die Zentralprüfung bestehen und auf eine Thai-Schule wechseln kann. „Ich möchte Ärztin werden. Dann würde ich nicht in einem Krankenhaus arbeiten, sondern in Dörfern helfen. Ich weiß, wie schlecht es den Menschen dort geht.“
Und was wünscht sich Blume für die Zukunft? Als ihre Mutter starb, war sie gerade vier. Weil der Weg in den Kindergarten zu weit war, musste sie ihren Vater aufs Reisfeld begleiten. Dort setzte sie sich unter einen Baum und wartete. „Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich mich selbst fühlte“, sagt Blume. „Aber ich weiß noch, dass mir mein Vater so leid tat. Er musste zu alldem so hart arbeiten. Dann kamen die Bomben und die Armeeangriffe und haben ihn wach gehalten. Ich wünsche mir für meinen Vater, dass er bald wieder gut schlafen kann.“
Und was wünscht sich Blume für die Zukunft? Als ihre Mutter starb, war sie gerade vier. Weil der Weg in den Kindergarten zu weit war, musste sie ihren Vater aufs Reisfeld begleiten. Dort setzte sie sich unter einen Baum und wartete. „Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich mich selbst fühlte“, sagt Blume. „Aber ich weiß noch, dass mir mein Vater so leid tat. Er musste zu alldem so hart arbeiten. Dann kamen die Bomben und die Armeeangriffe und haben ihn wach gehalten. Ich wünsche mir für meinen Vater, dass er bald wieder gut schlafen kann.“
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So können Sie spenden
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