Kindernothilfe. Gemeinsam wirken.

24.06.2017
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Ausrufezeichen gegen Kinderarbeit

Es sind hunderte Kinder und Jugendliche, die sich zu einem Ausrufezeichen formieren. „Stopp – wir sind dagegen“ zeigten sie mit vollem Körpereinsatz am Welttag gegen Kinderarbeit. Und solidarisierten sich so mit den 168 Millionen Kindern, die laut Internationaler Arbeitsorganisation (IAO) weltweit arbeiten müssen.

 

Die Ausrufezeichen gegen Ausbeutung in Köln, Eschweiler und Essen sind nur eine der Aktionsideen, mit der Jugendliche in Deutschland den Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit weltweit unterstützen. Als Action!Kidz sind sie quer durch die Republik aktiv.

Ausrufezeichen für ein Thema, das unter die Haut geht

Einige von ihnen treffe ich am Duisburger Innenhafenfest, wo sie sich mit Sandwich-Plakaten auf Brust und Rücken einen Weg durch die feiernde Menge bahnen und so auf die schlimmsten Formen von Kinderarbeit aufmerksam machen wollen. Andere verkaufen bei sommerlichen Temperaturen gegenüber von unserer Kindernothilfe Geschäftsstelle Eis zugunsten von Gleichaltrigen in Sambia, die auf Tabakplantagen Blätter ernten und dabei über ihre Haut so viel Nikotin aufnehmen, als rauchten sie 50 Zigaretten – täglich!

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Ein Kind bei der Arbeit auf einer Tabakplantage (Quelle: Kindernothilfe)
In Sambia schuftet jedes dritte Kind im Alter von sieben bis 14 Jahren. Dabei leisten die Kinder zum Teil extrem schwere und gesundheitsgefährdende Arbeit wie hier auf einer Tabakplantage (Quelle: Kindernothilfe)
Ein Kind bei der Arbeit auf einer Tabakplantage (Quelle: Kindernothilfe)
In Sambia schuftet jedes dritte Kind im Alter von sieben bis 14 Jahren. Dabei leisten die Kinder zum Teil extrem schwere und gesundheitsgefährdende Arbeit wie hier auf einer Tabakplantage (Quelle: Kindernothilfe)
Die Jugendlichen und ihr Engagement beeindrucken mich. Es ist kein leichtes Thema, für das sie sich mit ihren Ausrufezeichen und anderen Aktionen starkmachen. Sondern eins, das ihnen selbst unter die Haut geht. „Kinderarbeit ist nicht ein bisschen Rasen mähen oder im Haushalt helfen“ erklärt mir Dennis, 12 Jahre, aus Mülheim. „Das ist, wenn Kinder durch ihre Arbeit krank werden oder sie deshalb nicht in die Schule gehen können. Ich will mithelfen, dass das nicht passiert.“

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. (Mahatma Gandhi)
 
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Action!Kidz beim Kinderfest im Duisburger Innenhafen (Quelle: Kindernothilfe)
Beim diesjährigen Kinderfest im Duisburger Innenhafen waren die Action!Kidz mit ihrer Botschaft „Ausbeutung stoppen“ unermüdlich unterwegs (Quelle: Kindernothilfe)
Action!Kidz beim Kinderfest im Duisburger Innenhafen (Quelle: Kindernothilfe)
Beim diesjährigen Kinderfest im Duisburger Innenhafen waren die Action!Kidz mit ihrer Botschaft „Ausbeutung stoppen“ unermüdlich unterwegs (Quelle: Kindernothilfe)

Ausbeuterische Kinderarbeit macht krank

82 Millionen Kinder weltweit, so die IAO, arbeiten aktuell unter sklavenähnlichen, ausbeuterischen Verhältnissen, die der psychischen und physischen Gesundheit der Kinder schaden. Sie werden zur Prostitution oder Pornographie gezwungen, für illegale Aktivitäten wie Drogenhandel eingesetzt, arbeiten in Schuldknechtschaft, wenn die Eltern durch eine Katastrophe oder extreme Armut in die Abhängigkeit eines Kreditwucherers geraten sind. Vor allem bei syrischen Flüchtlingskindern hat die Kinderarbeit zugenommen. Sie müssen sich auf Großbaustellen in Städten verdingen, werden als Pflücker auf Baumwoll- und Orangenplantagen eingesetzt.
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Ein Kind bei der Arbeit in einer Ziegelei (Quelle: Kindernothilfe)
Jeden Tag leistet Raj in einer Ziegelei in Indien Schwerstarbeit (Quelle: Kindernothilfe)
Ein Kind bei der Arbeit in einer Ziegelei (Quelle: Kindernothilfe)
Jeden Tag leistet Raj in einer Ziegelei in Indien Schwerstarbeit (Quelle: Kindernothilfe)
Einen bisher wenig erforschten Zusammenhang zeigt der kürzlich veröffentlichte Kinderarbeitsreport auf: wie durch den Klimawandel die Ausbeutung der Arbeitskraft von Kindern deutlich zunimmt und ihre Bildung auf der Strecke bleibt. Das passiert, wenn beispielsweise ausgelaugte Böden Bauernfamilien dazu zwingen, nach anderen Geldquellen zu suchen – und irgendwann schuften ihre Kinder dann in Bergwerken. Auch dagegen wenden sich die Ausrufezeichen gegen Kinderarbeit.
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Zwei Kinder in Pakistan bei der Arbeit (Quelle: Kindernothilfe)
Im Distrikt Chakwal in Pakistan müssen noch viele Kinder arbeiten, damit ihre Familien genug zu essen haben. Dank unserem Projektpartner Rasti besucht Shan (re.) mittlerweile eine staatliche Schule und wird danach Schneidern und Nähen lernen (Quelle: Kindernothilfe)
Zwei Kinder in Pakistan bei der Arbeit (Quelle: Kindernothilfe)
Im Distrikt Chakwal in Pakistan müssen noch viele Kinder arbeiten, damit ihre Familien genug zu essen haben. Dank unserem Projektpartner Rasti besucht Shan (re.) mittlerweile eine staatliche Schule und wird danach Schneidern und Nähen lernen (Quelle: Kindernothilfe)

Was denken arbeitende Kinder über Kinderarbeit?

Ein striktes Verbot, da bin ich mir mit vielen Fachleuten einig, hilft hier wenig. Das komplexe Thema Kinderarbeit fordert komplexe Lösungen. Es braucht Maßnahmen, die das Einkommen der Eltern für die Familie steigern, genauso wie Bildungsangebote, mit denen der Armutskreislauf, der die Kinder zur Arbeit zwingt, durchbrochen werden kann. Das erfordert viele Ausrufezeichen, immer wieder!

Und was denken arbeitende Kinder selbst über Kinderarbeit? Gemäß UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder das Recht, in allen sie betreffenden Dingen gehört zu werden. Man muss sie nur fragen! Als Kindernothilfe haben wir deshalb, zusammen mit weiteren Partnerorganisationen, in den vergangenen Monaten 1822 Kinder zwischen 5 und 18 Jahren in 36 Ländern befragt. Mit der Kampagne Time to Talk gibt es für arbeitende Kinder so erstmals eine Plattform, die sie ermutigt, ihre Ansichten zu Beweggründen, Ursachen und möglichen Lösungen für Kinderarbeit zu äußern.
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Arbeitende Kinder in Guatemala beim Protest (Quelle: Kindernothilfe)
Unter dem Motto „Es ist Zeit zu reden“ gehen derzeit arbeitende Kinder in aller Welt mit ihren Forderungen und Sorgen an die Öffentlichkeit. Diese Kinder haben einen Marsch in Guatemala organisiert (Quelle: Kindernothilfe)
Arbeitende Kinder in Guatemala beim Protest (Quelle: Kindernothilfe)
Unter dem Motto „Es ist Zeit zu reden“ gehen derzeit arbeitende Kinder in aller Welt mit ihren Forderungen und Sorgen an die Öffentlichkeit. Diese Kinder haben einen Marsch in Guatemala organisiert (Quelle: Kindernothilfe)
Auf die Ergebnisse bin ich selbst gespannt: Sie sollen in die Verhandlungen auf der IV. Weltkonferenz zur Kinderarbeit eingebracht werden, die die IAO gemeinsam mit der argentinischen Regierung im November in Buenos Aires ausrichtet. Am besten direkt von Kindern und Jugendlichen. Damit könnten sie auch dort ein deutliches Ausrufezeichen gegen Ausbeutung setzen.
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Über die Autorin

Porträtfoto von Katrin Weidemann (Quelle: Kindernothilfe / Studio Hirsch)
Katrin Weidemann
ist seit 2014 Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe. Mit ihren Blog-Beiträgen gibt sie persönliche Einblicke in ihre Arbeit.

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