Ausrufezeichen gegen Kinderarbeit
Es sind hunderte Kinder und Jugendliche, die sich zu einem Ausrufezeichen formieren. „Stopp – wir sind dagegen“ zeigten sie mit vollem Körpereinsatz am Welttag gegen Kinderarbeit. Und solidarisierten sich so mit den 168 Millionen Kindern, die laut Internationaler Arbeitsorganisation (IAO) weltweit arbeiten müssen.
Die Ausrufezeichen gegen Ausbeutung in Köln, Eschweiler und Essen sind nur eine der Aktionsideen, mit der Jugendliche in Deutschland den Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit weltweit unterstützen. Als Action!Kidz sind sie quer durch die Republik aktiv.
Ausrufezeichen für ein Thema, das unter die Haut geht
Einige von ihnen treffe ich am Duisburger Innenhafenfest, wo sie sich mit Sandwich-Plakaten auf Brust und Rücken einen Weg durch die feiernde Menge bahnen und so auf die schlimmsten Formen von Kinderarbeit aufmerksam machen wollen. Andere verkaufen bei sommerlichen Temperaturen gegenüber von unserer Kindernothilfe Geschäftsstelle Eis zugunsten von Gleichaltrigen in Sambia, die auf Tabakplantagen Blätter ernten und dabei über ihre Haut so viel Nikotin aufnehmen, als rauchten sie 50 Zigaretten – täglich!
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. (Mahatma Gandhi)
Ausbeuterische Kinderarbeit macht krank
82 Millionen Kinder weltweit, so die IAO, arbeiten aktuell unter sklavenähnlichen, ausbeuterischen Verhältnissen, die der psychischen und physischen Gesundheit der Kinder schaden. Sie werden zur Prostitution oder Pornographie gezwungen, für illegale Aktivitäten wie Drogenhandel eingesetzt, arbeiten in Schuldknechtschaft, wenn die Eltern durch eine Katastrophe oder extreme Armut in die Abhängigkeit eines Kreditwucherers geraten sind. Vor allem bei syrischen Flüchtlingskindern hat die Kinderarbeit zugenommen. Sie müssen sich auf Großbaustellen in Städten verdingen, werden als Pflücker auf Baumwoll- und Orangenplantagen eingesetzt.Was denken arbeitende Kinder über Kinderarbeit?
Ein striktes Verbot, da bin ich mir mit vielen Fachleuten einig, hilft hier wenig. Das komplexe Thema Kinderarbeit fordert komplexe Lösungen. Es braucht Maßnahmen, die das Einkommen der Eltern für die Familie steigern, genauso wie Bildungsangebote, mit denen der Armutskreislauf, der die Kinder zur Arbeit zwingt, durchbrochen werden kann. Das erfordert viele Ausrufezeichen, immer wieder!Und was denken arbeitende Kinder selbst über Kinderarbeit? Gemäß UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder das Recht, in allen sie betreffenden Dingen gehört zu werden. Man muss sie nur fragen! Als Kindernothilfe haben wir deshalb, zusammen mit weiteren Partnerorganisationen, in den vergangenen Monaten 1822 Kinder zwischen 5 und 18 Jahren in 36 Ländern befragt. Mit der Kampagne Time to Talk gibt es für arbeitende Kinder so erstmals eine Plattform, die sie ermutigt, ihre Ansichten zu Beweggründen, Ursachen und möglichen Lösungen für Kinderarbeit zu äußern.